Mehr Geld dank Sprachkurs
Wer mehrere Fremdsprachen spricht, verdient mehr Geld. Welche Sprache bringt am meisten Gehaltsplus?
Die Schweizer sind sprachgewandter als viele andere Nationen: Jeder Vierte nutzt hierzulande drei oder mehr Sprachen regelmässig im Alltag. Das sind natürlich vor allem die drei Amtssprachen: In der Deutschschweiz kommt dabei Deutsch mit 97 Prozent etwas häufiger zum Einsatz als Schweizerdeutsch (87 Prozent). Englisch ist in diesem Gebiet mit 43 Prozent die dritthäufigste Sprache vor Französisch mit 20 und Italienisch mit zwölf Prozent, rechnet das Bundesamt für Statistik vor. Nach Englisch und Italienisch sind die am häufigsten gesprochenen ausländischen Sprachen mit je fünf Prozent dann Spanisch und Portugiesisch, dicht gefolgt mit je drei Prozent von den Sprachen der Balkanländer, also Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbisch und Albanisch.
Fremdsprachen lernen zahlt sich aus
Aber welche dieser Fremdsprachen sollte professionell beherrschen, wer in Schweizer Unternehmen Karriere machen will? Wann zahlt sich die Investition in einen Sprachkurs in Form einer Gehaltserhöhung aus?
Kenntnisse der jeweiligen Ortssprache im Landesteil wird in den meisten Unternehmen als Grundbedingungen für eine Einstellung vorausgesetzt. Am Arbeitsplatz ist weiterhin unangefochten Schweizerdeutsch die am weitesten verbreitete Sprache (66%), gefolgt von Hochdeutsch (33,4%), Französisch (29,1%), Englisch (18,2%) und Italienisch (8,7%). Nur in wenigen internationalen Grosskonzernen ist Englisch als Unternehmenssprache für alle Mitarbeitenden vorgeschrieben. Gemäss Igor Botchakev der Sprachschule VOX zählen aber gerade viele Mitarbeiter von internationalen Firmen zu ihren Kunden, da sich diese in der Schweiz integrieren möchten. In einigen Branchen wie etwa dem Bau- und Produktionssektor sind zudem weitere Sprachen wie Portugiesisch, Spanisch oder slawische Sprachen wichtig, da dort häufig mit Teams und Geschäftspartnern aus den entsprechenden Regionen gearbeitet wird.
Ortssprache allein reicht nur selten
In vielen Stellenausschreibungen sind allerdings neben der Ortssprache gute Hochdeutschkenntnisse ebenso wie sehr gute Fremdsprachenkenntnisse mindestens in Englisch sowie in Französisch oder Italienisch gefordert. Und das nicht nur auf dem Papier – gute Fremdsprachenkenntnisse in Wort und Schrift sind für Unternehmen ein sehr wichtiges Entscheidungskriterium bei Einstellungen und Beförderungen.
Recruiting-Experten bestätigen: Bei zwei sehr guten Bewerbungen gewinnt in aller Regel der Kandidat mit den besseren Sprachkenntnissen. Und auch wer intern aufsteigen will, sollte seine Fremdsprach-Können aufpolieren: Neben Weiterbildung und Berufserfahrung sind Sprachkenntnisse ein entscheidender Faktor für die Lohn- und Karriereentwicklung.
Personaler belohnen Sprachkenntnisse
Im Schnitt bringen Fremdsprachen-Kenntnisse Arbeitnehmern in der Schweiz ein Lohnplus von rund 15 Prozent. Aus Sicht der Personaler hat es Sinn, Sprachkenntnisse gut zu bezahlen: Wer zwei oder mehr Fremdsprachen gut und sicher spricht, beweist damit Weltoffenheit und Engagement. Um eine Sprache gut bis sehr gut zu beherrschen, sind schliesslich regelmässige Sprachkurse, womöglich auch Auslandsaufenthalte notwendig. Das zeigt Personalern, dass ein Bewerber bereit ist, in seine Karriere und Weiterbildung zu investieren.
Führungskräfte und Vertriebler profitieren von Sprachkursen
Besonders wichtig sind Sprachkenntnisse für Teamleiter und Führungskräfte in international aufgestellten Unternehmen. Denn dort gilt es, tagtäglich mit überregional zusammengesetzten und kulturell wie sprachlich diversen Teams im eigenen Unternehmen sowie mit Geschäftspartnern und Kunden zu kommunizieren. Da erstaunt es nicht, dass etwa ein HR-Spezialist mit mindestens zwei Fremdsprachen rund ein Viertel mehr verdient als ein Berufskollege ohne entsprechende Kenntnisse. Auch in der Finanzbranche bringen Fremdsprachen-Kenntnisse rund 25 Prozent mehr Gehalt.
Wer im Vertrieb als Account Manager oder Verkaufsleiter arbeitet, dem bringt jede zusätzliche Fremdsprache ein Lohnplus von rund zehn Prozent. Das ergibt für die Arbeitgeber Sinn: Wer mehr Sprachen spricht, kann einen grösseren Kundenstamm über Regionen und Ländergrenzen hinweg betreuen.
Gutes Deutsch als Karriere-Booster
Nicht zu unterschätzen sind als Karrierefaktor gute Hochdeutschkenntnisse. Auf dem internationalen Arbeitsmarkt gibt es nun einmal sehr viel weniger Bewerber, die gut Deutsch sprechen als solche, die Englisch beherrschen. Für die Westschweiz schätzt man, dass sehr gute Deutschkenntnisse durchschnittlich 300 Franken mehr Monatslohn bringen, bei Englisch gehen Personalexperten hingegen von nur 150 Franken Lohnsteigerung aus.
Bei Sprachkenntnissen nicht übertreiben: Personaler testen, wie gut Bewerber Sprachen beherrschen
Grundsätzlich gilt: Für einen spürbaren Gehaltssprung reicht es in aller Regel nicht aus, ein paar Grundkenntnisse aus einem Basis-Sprachkurs mitzubringen. Mindestens die drei wichtigsten Geschäftssprachen Deutsch, Französisch und Englisch sollten wirklich perfekt sitzen – das heisst, man sollte im Lebenslauf Kenntnisse auf dem „C“-Niveau nachweisen können. Pfuschen bei den Angaben im Lebenslauf ist dabei riskant: Personaler wissen, dass Bewerber bei ihren Sprachkenntnissen gerne etwas übertreiben – und überprüfen daher genau, ob die „flüssigen“ und „exzellenten“ Französisch- oder Spanischkenntnisse tatsächlich den Praxis-Test bestehen. Auch deshalb ist es wichtig, dass Bewerber ihre Sprachkenntnisse etwa durch Zertifikate und Teilnahme-Bescheinigungen an Kursen nachweisen können. Zwar gibt es inzwischen auch zahlreiche Apps und Online-Dienste, die das Sprachenlernen gewissermassen „nebenbei“ ermöglichen. Damit sich das Vokabeln pauken auch auf dem Gehaltszettel auszahlt, muss aber ein schriftlicher Nachweis her.
Das gilt auch für Expats in der Schweiz, die sich heute in Sachen Sprachen lernen mehr Mühe geben müssen als früher: Seit Anfang des Jahres gelten in der Schweiz für Ausländer verschärfte Anforderungen an den Erwerb von Deutsch- und Französischkenntnissen. Statt sich einfach darauf zu verlassen, dass man hierzulande mit Englisch schon durchkommt im Joballtag und im Privaten, schreibt das neue Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG) nun vor, dass sie sich stärker um Integration bemühen müssen – auch bei der Sprache. So müssen Familienangehörige ausländischer Arbeitnehmer, die diese in die Schweiz begleiten und aus sogenannten Drittstaaten (Nicht-EU- oder Nicht-Efta-Ländern) wie den USA, Australien oder Indien stammen, schon vor der Einreise den Nachweis erbringen, dass sie sich für ein sogenanntes „Sprachförderangebot“ angemeldet haben.
Und so gilt für Expats ebenso wie für Schweizer: Die Investition in Sprachkurse zahlt sich für die meisten Arbeitnehmer über kurz oder lang aus.